Kryptowährungen und die Umwelt: Der Energieverbrauch


Aussagen wie diese sind immer öfter zu hören: „Bitcoin ist ein Energiefresser“, „Wenn jeder Kryptowährungen nutzen würde, wäre das nicht nachhaltig“.
Doch was ist an solchen Aussagen wirklich dran?

Eine Sache solltest du wissen, bevor wir mit diesem Artikel beginnen:

Die Umwelt liegt mir sehr am Herzen.

Ich: 

  • besitze kein Auto (weil ich wirklich keins brauche)
  • kaufe selten neue Kleidung (und dann nur nachhaltig produzierte)
  • ernähre mich zu 90% vegan, zu 10% vegetarisch (obwohl ich den Geschmack von Fleisch liebe)
  • kompensiere die CO²-Emissionen meiner Flüge (wenn ich fliege)
  • kaufe weitgehend verpackungsfrei ein (macht sogar Spaß – wer hätte das gedacht?)
  • spende für verschiedene Umweltprojekte (und für den Artenschutz)

Es gibt noch viel Raum für Verbesserungen, das ist sicher, aber ich denke, meine Grundeinstellung ist klar.

Wie Sie vielleicht erwarten, sind mir Märkte und Branchen, die mit meinen Werten kollidieren, ein Dorn im Auge.

Wie sieht es also mit Bitcoin und Co.?

Vergleich des Energiebedarfs von Kryptowährungen und des Finanzwesen

Auch wenn es stimmt, dass Kryptowährungen einen massiven Energiebedarf haben und hier starker Optimierungsbedarf besteht, wird häufig ausser Acht gelassen, dass das konventionelle Finanzsystem ebenfalls einen immensen Energiekonsum hat.

Aktuelle Hochrechnungen gehen davon aus, dass Bitcoin etwa 94 Terawattstunden pro Jahr verbraucht (Cambridge hat dazu eine Art Live-Ticker: cbeci.org).

Klingt nach viel, und das ist es auch. Aber wie immer bei solchen Zahlen, sollte man sie in ein sinnvolles Verhältnis setzen. Der Vergleich mit dem Jahresstromverbrauch ist meiner Meinung nach nicht optimal.

Viel aussagekräftiger ist es, zu sehen, wie sich Bitcoin im Vergleich zum Bankwesen und/oder der Anlage in klassisches Gold als Investment verhält, da dies die Bereiche sind, für die Bitcoin eine Alternative sein soll.

Aktuell sieht der geschätzte Energiebedarf wie folgt aus:

geschätzter jährlicher Energieverbrauch
Bankwesen263.72TWh
Goldindustrie240.61 – 265 TWh
Kryptowährungen266.37 TWh

Die Zahlen setzen sich wie folgt Zusammen:

  1. Bankwesen: der angegebene Bereich ist basierend auf einer Bezifferung von 263.72 TWh in einem einem Research Report von Galaxy Digital und
  2. Goldindustrie: 265 TWh gemäss Hochrechnungen von NASDAQ und 240.61 TWh gemäss Research Report von Galaxy Digital.
  3. Kryptowährungen: da Hochrechnungen hier typischerweise nur für Bitcoin zu finden sind, basiert die Spanne von 240-270 auf einer Annahme die sich aus den prominentesten Kryptowährungen die ich finden konnte sowie einem entsprechenden Puffer zusammensetzt:

Durch das Recherchieren des geschätzten jährlichen Energieverbrauchs von diversen Kryptowährungen, wird ein realistischer Technologie-Mix ermittelt, welcher wichtig ist, um zu berücksichtigen, dass es hier starke Unterschiede gibt.

Für die folgenden Währungen liessen sich Zahlen finden:

Kryptowährunggeschätzter Energieverbrauch pro JahrQuelleMarktanteil der Währung
Bitcoin (BTC)93.92 TWhcbeci.org42.11%
Ethereum (ETH)65.71 TWhdigiconomist.net17.54%
Cardano (ADA)0.006 TWhen.wikipedia.org4.27%
Dogecoin (DOGE)0.003 – 7.8 TWhleafscore.com
aljazeera.com
1.76%
Bitcoin Cash (CSH)3.4 THwaljazeera.com 0.55%
Litecoin (LTC)3.2 TWh
aljazeera.com 0.54%
Ethereum Classic (ETC) 1.7 TWh aljazeera.com0.38%
Monero (XMR)0.6 – 1.7TWhresearchgate.net
aljazeera.com
0.26%
Bitcoin SV (BSV) <1 TWh aljazeera.com0.14%
Dash (DASH)) 0.8 bis 1 TWh dashnews.org
aljazeera.com
0.11%
Zcash (ZEC)<1 TWhaljazeera.com0.08%
Anmerkung: Die erhobenen Zahlen sind eine Momentaufnahme – es sollte beachtet werden, dass der Marktanteil und der Energieverbrauch je nach Nutzung der jeweiligen Netzwerke stark schwanken können.
Gesamtverbrauch: 180,436 TWh Gesamtmarktanteil: 67,74%

Wenn der Energieverbrauch auf 100% hochgerechnet wird, kommen wir für den jährlichen Gesamtverbrauch an Energie, auf folgendes Ergebnis:

Gesamtverbrauch: 266,37 TWh Gesamtmarktanteil: 100%

Die Hochrechnung des jährlichen Energiebedarfs auf den gesamten Kryptomarkt beläuft sich also auf mehr, als jeweils die des Bankenwesens und der Goldindustrie.

Hier gilt es jedoch anzumerken, dass Kryptowährungen, die Aufgabe der beiden anderen Sektoren übernehmen können (die Abwicklung von Finanz-Transaktionen sowie die Funktion als Wertespeicher).

Wenn wir also Kryptowährungen auf der einen und das klassische Bankenwesen zusammen mit der Goldindustrie auf der anderen Seite gegenüberstellen, liegt der Vorteil klar bei den Kryptowährungen. Selbst bei der Annahme der niedrigeren Verbrauchszahlen aus der ersten Tabelle hat Kryptomarkt nur 52.82% des Energiebedarfs des Bankenwesen und der Goldindustrie.

Prognose bei steigender Nutzung von Kryptowährungen

Vielleicht hast du hier und da gehört, dass im Falle einer Massenadoption (d.h. wenn alle Menschen Bitcoin nutzen würden), der Anstieg des globalen Energiebedarfs dazu führen würde, dass wir die 2-Grad-Grenze überschreiten und wir den Kampf gegen die Klimakrise verlieren würden.

Diese Aussage basiert auf einem wissenschaftlichen Bericht, der auf falschen Annahmen beruht. Ein sehr wichtiger Punkt ist, dass die Studie den Energieverbrauch für die Erstellung eines Blocks mit einer einzigen Transaktion gleichsetzt (ein Block beinhaltet aber mehrere Tausend Transaktionen).

Weiter ist es äusserst wahrscheinlich, dass sich die Energieeffizienz der Kryptowährungen rapide verbessern wird. Dies wird durch eine Art natürliche Selektion erfolgen, da die Nachfrage nach effizienten Kryptowährungen, die weniger effizienten aus dem Markt drängen wird. Das ist vermutlich nur bedingt einem ethischen-moralischem Gedanken zu verdanken (fällt mir als Hobby-Umweltschützer schwer einzugestehen), sondern in erster Linie dem Streben nach Profit. Je weniger Strom eine Währung benötigt, desto gewinnbringender ist beispielsweise das Schürfen einer solchen, oder der Betrieb des jeweiligen Konsensus-Verfahrens.

Es muss auch berücksichtigt werden, dass die Schürfprozesse bei vielen Kryptowährungen irgendwann abgeschlossen werden und daher nur temporär zu Buche schlagen. Dies ist bei Bitcoin beispielsweise der Fall. Aktuell sind etwa
18’799’000 von 21’000’000 bereits geschürft. Durch das sogenannte Halving reduziert sich die Schürfgeschwindigkeit zwar, wodurch der letzte Bitcoin voraussichtlich erst in etwa 120 Jahren in den Umlauf kommen wird (was mir an Bitcoin ein enormer Dorn im Auge ist – aber es gibt ja noch andere Kandidaten), doch auch wenn das mit der Dauer verglichen wird, die das Bankwesen und die Goldindustrie benötigt haben um Ihren derzeitigen Stand (wie z.B. die Umlaufmenge von Gold) zu erreichen, brauchen sich Kryptowährungen nicht verstecken.

Ein zusätzlicher Punkt, der die öffentliche Diskussion in die falsche Richtung treibt, ist, dass im o.g. Bericht angenommen wird, dass Bitcoin in der Zukunft einen Punkt erreichen würde, an dem es fast eine Milliarde Transaktionen pro Tag verarbeiten würde, was aufgrund der technischen Grenzen von Bitcoin unmöglich ist. Der Bericht berücksichtigt auch keine Innovationen bei den Mining-Geräten, die zum Mining von Bitcoin verwendet werden. Die Realität sieht jedoch bereits so aus, dass Bitcoin mehr und mehr mit erneuerbarer Energie gemined wird und auch die Hardware wird immer effizienter. Für Miner ist es, wie weiter oben angschnitten, wichtig, so wenig Strom wie möglich zu verbrauchen, damit das Geschäft trotz sinkender Mining-Einnahmen lukrativ bleibt. Ein Beispiel ist, dass in modernen Mining-Anlagen auch die Abwärme, die durch die Rechenleistung der Hardware entsteht, zur Energiegewinnung genutzt wird. 

Dennoch ist das Proof-Of-Work-Verfahren, wie es beispielsweise bei Bitcoin zum Einsatz kommt, kein probates Mittel, da es trotz allem einen enormen Energie-Hunger mit sich bringt.

Für mich bedeutet das, dass das Proof-of-Work-Verfahren von Bitcoin nach Möglichkeit vermieden werden sollte.

Dies kann durch verschiedene alternative Verfahren erreicht werden, die zum Minen von Coins verwendet werden können, wie z. B. die folgenden (Vorsicht – kleiner Exkurs):

  • Proof-Of-Stake:

Die Validierung von Transaktionen wird durch einen Konsensmechanismus gewährt, der durch die Bereitstellung von Coins durch die Community in Pools erfolgt. Die Teilnehmer des Pools und der Betreiber teilen sich den Einsatz (der die Belohnung darstellt). 

Bei Coins, die diese Methode verwenden, wird die Gesamtmenge der Coins in der Regel direkt bei der Einführung des Coins generiert. Mining ist daher nicht notwendig, was typischerweise den Energiebedarf dieser Art von Kryptowährung drastisch reduziert.

Eines der prominentesten Beispiele für dieses Verfahren ist Caradnos ADA.

  • Proof-Of-Capacity / Proof-Of-Storage/Space:

Die Validierung erfolgt nicht durch das Lösen hochkomplexer mathematischer Probleme (wie bei Proof-Of-Work), die diese immense Rechenleistung erfordern, sondern durch einen Prozess, bei dem Teilnehmer, die Transaktionen validieren wollen, dem Netzwerk einen Teil ihres freien Speicherplatzes zur Verfügung stellen müssen.

  • Andere Proofing-Methoden

Es gibt verschiedene andere Proof-Methoden, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte. Zum Beispiel Proof-Of-Elapsed-Time oder Proof-Of-Burn.

Zurück zum Thema: 

Wenn wir also weiterhin von einer Entwicklung im Krypto-Sektor ausgehen, wird es unweigerlich (noch) grüner werden.

Der größte Faktor dafür ist (zumindest meiner bescheidenen Meinung nach), dass sich Kryptowährungen im Vergleich zum traditionellen Banken- und Währungssektor mit einer unglaublichen Geschwindigkeit entwickeln.

Die Innovation für Kryptowährungen ist ein klarer Indikator dafür, dass sich das aktuelle Schieflage im Energiebedarf korrigieren wird.

Dies ist zum Beispiel bereits deutlich sichtbar, da immer mehr umweltfreundliche Kryptowährungen auf dem Vormarsch sind.

Zwei der derzeit vielversprechendsten Währungen (in diesem – aber auch in anderen Bereichen) sind der ADA Coin von Cardano und der XRP von Ripple.

Der Energiebedarf von ADA wird auf 0,006 Terawattstunden pro Jahr geschätzt, der von XRP auf 0,01. 

Das bedeutet, dass die Bilanz in Bezug auf den Energieverbrauch für beide Währungen mehr als 20.000 Mal besser ist als beim traditionellen Banking.

Das zeigt meiner Meinung nach deutlich das immense Potenzial dieser Branche und macht deutlich, warum ich viel Hoffnung in diese Technologien für unsere Umwelt setze.

Fazit:

Das Banking mit traditionellen Währungen wird wahrscheinlich nicht in absehbarer Zeit verschwinden, sondern mit Kryptowährungen koexistieren, aber zu sehen, dass eine Reihe von Ländern bereits begonnen haben, ihre ebenfalls Kryptowährungen zu entwickeln, ist aufregend und vielversprechend.

Die Herausforderung Kryptowährungen in Puncto Energiebedarf aussreichend zu optimieren, damit sie nicht zur Belastung für die Umwelt und einem KO-Kriterium im Kampf gegen den Klimawandel werden, bleibt. Die Tatsache, dass es jedoch bereits jetzt schon etliche Kryptowährungen geben, die deutlich sparsamer betrieben werden können, als das klassische Finanzsystem ist hier ebenfalls äusserst positiv zu sehen.

Ich hoffe, ich konnte dir ein paar Punkte näher bringen, die in den Mainstream-Medien wenig oder gar keine Aufmerksamkeit erfahren.

Wenn du selbst Kryptowährungen kaufen willst, kannst du das beispielsweise auf Binance tun. Ich nutze die Plattform regelmäßig und bin sehr zufrieden. Der Link ist ein Affiliate-Link, was bedeutet, dass ich eine Provision von Binance erhalte, wenn du bei Binance kaufst. Für dich ändert sich nichts am Preis:

Ich empfehle dringend, nur Geld zu investieren, das du entbehren kannst und dessen Totalverlust du jederzeit verkraften könntest und natürlich bin nur ein Laie auf diesem Gebiet.

Neueste Posts

de_DEDE